Road Trip durch Andalusien
Ronda & Cordoba
Wenn die Entscheidung der Automiete erstmal gefallen ist, geht alles sehr schnell; meistens. Die ersten beiden Car Rental Companies hatten überhaupt nichts mehr im Angebot, die Dritte vertröstet uns damit, in 45 Minuten nochmal vorbei zu schauen. Erst bei Avis werden wir schliesslich fündig. Das einzige verfügbare Auto ist ein 1er BMW, da gibt es schlimmeres, dazu noch ein Automat. Ganz günstig wird das Gesamtpaket für insgesamt vier Tage dann auch nicht. Aufgeteilt auf unsere illustre Gruppe geht’s aber.
Da die Karosse auf meinen Namen läuft, würde ich selbst hinter dem Steuer platz nehmen, keine Frage. Gesagt getan und bis Ronda durchgefahren. Die Brücke ist eindrücklich und eine von Spaniens Sehenswürdigkeiten, die ich unbedingt mal sehen wollte. Schon beim Aussteigen merke ich, dass mein Körper nicht bei 100% ist, liegt vielleicht an der Hitze. Beim Wiederaufstieg zur Stadt hoch, nachdem wir uns die Brücke von weiter unten angesehen haben, stelle ich fest, dass dies nicht nur die Hitze ist. Ich fühle mich fiebrig. Um die Gruppe nicht unnötig zu gefährden und um selbst Gewissheit zu haben, geht’s kurzerhand in eine Apotheke zum fröhlichen Corona-Test-Kauf. Da Lia eine Ausbildung zur Krankenschwester genoss, wird der Test auch professionell durchgeführt. Nach wenigen Minuten die Beruhigung: Kein Covid19. Nur, gut geht es mir deswegen noch lange nicht. Ich bitte Bene die Fahrt weiter nach Cordoba zu übernehmen und der freut sich sichtlich, da wird die Liste der gefahrenen Autos gleich um eins erweitert. Bei mir steigt während der Fahrt das Fieber bis ich in Cordoba kaum noch in der Lage bin, mich zum nächsten gebuchten Hostel zu bewegen. Glücklicherweise hatte ich sowieso ein Einzelzimmer gebucht. Kaum die Tür hinter mir zu gemacht lege ich mich um acht Uhr direkt ins Bett und schlafe 12h durch. Bene und Bella entscheiden sich übrigens dafür, die Nacht im Auto zu verbringen, Stichwort Kosten sparen.
Am nächsten Morgen fühle ich mich wieder lebendig, Schlaf hat was genutzt. Immer noch kränklich, aber jetzt gänzlich ohne Fieber, zum Glück. So treffen wir vier uns kurz vor neun bei der Mezquita und schauen die eindrückliche Einrichtung deswegen sogar noch mit einem freien Eintritt an. Ehrlicherweise muss ich zugeben: Topfit wäre anders. Von Cordoba nehme ich auch deswegen nur wenige Erinnerungen mit, der verpasste Vorabend hat hier auch nicht geholfen. Die beiden Süddeutschen wirken überraschend ausgeschlafen, obschon sie den Erzählungen zu Folge schon bessere Nächte erlebten, Nächte in einem Bett.
Weiterfahrt nach Cadiz
Da ich zwar wieder unter den Lebenden, aber immer noch weit entfernt von einem Idealzustand bin, freut sich Bene, auch die weitere Strecke als Fahrer zurücklegen zu können. Nach einem kurzen Frühstück aus der örtlichen Bäckerei machen wir uns auf nach Cadiz. Ein kurzer Zwischenstopp in irgend einer Stadt nahe Sevilla wo wir uns das örtliche gut besuchte Restaurant zu Gemüte führen, und schon kurvt der BMW weiter in Richtung Westen. Die Autofahrt bietet mir deutlich mehr im Wachzustand und ohne Fieber, dennoch freuen wir uns, in der Küstenstadt anzukommen. Cadiz bietet insbesondere einen sehenswerten Sonnenuntergang, wirkt aber auch sonst wie ein modern-entspanntest Städtchen. Leider zwingt uns die ausgehandelte Automiete bereits am nächsten Morgen zur Weiterfahrt.
Tarifa oder doch Gibraltar
Wir cruisen nach Tarifa und der ursprüngliche Plan wäre, dort unsere letzte Nacht mit Auto zu verbringen. Nach einer kurzen Besichtigung der Surfer-Lokalität entscheiden wir uns allerdings noch Gibraltar mitzunehmen. Lya wird in Cadiz bleiben und von dort in Richtung Portugal weiterziehen. Ein Hostel zu finden ist dann gar nicht mal so einfach, wie sich herausstellt, nach etwas suchen konnten wir uns aber guten Gewissens von Ihr verabschieden. Also im Wissen, dass die junge Österreicherin mangels freien Zimmern nicht die Nacht durchmachen muss.
Gibraltar ist eine einmalige Erfahrung, aus zweierlei Gründen. Einerseits sind wir noch nie über eine Flugbahn gefahren nach dem Zoll, andererseits werden wir wohl alle kein zweites Mal das britische Übersee gebiet besuchen. Aufgrund des doch eher knapp bemessenen Zeitplans sind wir nicht auf die einzige Sehenswürdigkeit hoch. Der Fels von Gibraltar muss auch weiterhin ohne unsere Fussabdrücke auskommen. Ansonsten fühlt sich die Stadt – wenig überraschend eigentlich – sehr englisch an. Für uns ist diese Erfahrung ein interessanter Kulturschock den man sich durchaus mal geben kann wenn man schon in der Gegend ist. Bis auf die an der Strasse beim Leuchtturm rumlungernden Affen gibt’s aber von wenigen Highlights zu erzählen.
Und wieder zurück
Am Folgetag müssen wir unseren fahrbaren Untersatz zurückgeben. Wir haben noch genügend Zeit, um in der Luxus-Stadt Marbella einen Zwischenstopp einzuliegen. Einen Kaffee und kurzen Spaziergang später geht die Fahrt aber bereits weiter zurück nach Malaga. Die Autorückgabe funktioniert einwandfrei ohne irgendwelche Beanstandungen seitens Vermietung; oder von uns. Bereits in Gibraltar habe ich mich dazu entschieden, meine weitere gebuchte Nacht im Lights-Hostel verfallen zu lassen und direkt nach Sevilla zu weiter zu ziehen. Nach den Krank-Tagen habe ich das Bedürfnis nach etwas Me-Time. So verabschiedet sich auch der übrig gebliebene Rest unserer Road-Trip Gruppe am Bahnhof von Malaga, unsere Wege trennen sich. Bella und Bene verbringen ihren Resturlaub in Malaga und nutzen ihre bereits gebuchten Hosteltage besser als das die vergangenen drei Nächte der Fall war. Ich steig in den Zug nach Sevilla.
Sevilla, Valencia & Barceleona
In Sevilla bleibe ich gute fünf Tage und erhole mich in erster Linie, mein Körper (und Geist) freut sich über ein Einzelzimmer mitten in der Stadt. Es sind ruhige Tage in welchen ich mir auf eigene Faust die gut beheizte Hauptstadt Andalusiens anschaue.
Ich merke aber schnell, dass mir das Meer fehlt. Zumal die Energie langsam zurückkehrt. So buche ich eine weitere Zugfahrt nach Valencia, ärgerlicherweise führt diese über Madrid – danke an Renfe an dieser Stelle. Daraus resultiert ein Reise-Tag im Zug für mich. In Valencia ist wieder Hostellife angesagt, nach den paar Tagen alleine, tut das erfreulich gut. Ich lerne unter anderem den Waliser Will kennen und wir essen die wohl unspektakulärste Paella die man in der dafür bekannten Stadt finden kann. Das ist mal wieder der Preis dafür, wenn man unbedingt mit Meer-Sicht essen möchte.
Irgendwann in einer von Malagas Nächte informierte mich ein FC Barcelona Fan, dass er sich Karten für das anstehende Champions League Gruppenspiel holen möchte. Ich überlegte kurz; Barcelona war doch in der Gruppe vom FC Bayern. Wenn ich schonmal in der Gegend bin, und da ich noch ein Viagogo Guthaben mein Eigen nenne, habe ich mir kurzerhand selbst Karten besorgt. Was auch der Grund ist, weswegen ich statt noch länger in Valencia zu verweilen, einige Tage später in den Norden nach Barcelona gezogen bin.
Highlight für mich ohne Frage das Fussballspiel im Camp Nou. Zwar nicht ausverkauft, ist es doch eine tolle Erfahrung, dort Live Fussball zu schauen. Dass der FC Bayern dann noch 3:0 gewinnt, setzt dem ganzen die Krone auf. Barcelona ist eine schöne Stadt, und obschon Corona-bedingt deutlich weniger Touristen vor Ort sind als gewohnt, ist mir die Stadt fast etwas zu touristisch. Mit der Gondelbahn zur Burg von Barcelona kann ich aber nur empfehlen. Selbstverständlich auch zu Fuss machbar. Mein Spaziergang an jenem Tag dauerte aber schon mehrere Stunden, da hab ich mir die Luftfahrt verdient.
Meine letzte Nacht in Barcelona verbringe ich im W-Hotel, noch etwas Luxus bevor es zurück ins Büro geht, sage ich mir. Die Aussicht ist natürlich fantastisch. Weniger grossartig ist jedoch die Zimmer-Beleuchtung. Unter dem Bett gibt’s LED Lichter. Ich bin mir sicher, irgendwie kann man die abstellen, irgendwann habe ich keine Lust mehr zu suchen und setze mir das erste und einzige mal in diesen vier Wochen eine Schlafmaske auf; weil das Licht nicht ausgeht. Tatsächlich war die teuerste Nacht des gesamten Trips eine der schlechtesten überhaupt. Vielleicht ein Learning für die Zukunft.