Wieso?

Tja, wieso will ich überhaupt alles stehen und liegen lassen zuhause, nur um irgendwo auf der Welt herum zu gondeln?

Meine Motivationsfaktoren sind relativ einfach gestrickt: Single, keine Kinder und die weiterführende Ausbildung ist erfolgreich abgeschlossen.  Dazu jetzt einige Jahre im selben Job aktiv, der auch deswegen etwas nach Veränderung ruft. Zu guter Letzt bin ich zum aktuellen Zeitpunkt noch unter der magischen 40er Grenze. Insgesamt also ein geradzu erstklassiger Zeitpunkt, ein mutmasslich etwas grösseres Abenteuer zu starten.

Dennoch: Urlaub ist was schönes. Aber über mehrere Monate das Zuhause zuhause sein zu lassen, ist wohl eine etwas andere Geschichte. Ganz ehrlich: Als der Gedanke einer Weltreise zum ersten Mal in meinen Kopf schoss, war ich voller Begeisterung dafür. Je mehr man im Lauf der Zeit darüber nachdenkt, desto realistischer wird der Gedankengang.

Denn ich flüchte nicht von der Schweiz. Ganz im Gegenteil, mir geht es geradezu hervorragend hier. Freunde, Familie, hübsche Wohnung, was will man mehr? Wahrscheinlich ist es schlicht den Weg aus der eigenen Komfort-Zone heraus zu gehen. Klar, könnte ich jeden Tag auch zuhause tun – mach ich aber nicht. Eine Reise auf eigene Faust zwingt mich wohl jeden Tag genau dazu und ich glaube, das tut den meisten Menschen letztendlich gut. Aber, ja es gibt ein aber: Ganz so unbeschwerlich wird es wohl nicht.

Folgende Punkte befürchte ich zu vermissen:

  • Rückzugsmöglichkeit
  • (m)ein Bett
  • diverses Essen
  • vor dem TV chillen und nichts tun
  • Kleiderschrank
  • und nicht zuletzt: Freunde & Familie
  • + so blöd es sich anhören mag: Den Alltag

Was sich davon bewahrheitet, wird sich zeigen.

Alleine Reisen

Weswegen tue ich mir also den ganzen Stress an? Bislang war ich ausschließlich einmal komplett alleine on the road, sprichwörtlich auf einem Road-Tripp durch den amerikanischen Westen; und das mehr oder weniger gezwungen. Viele weitere Urlaube später blieb aber keiner davon auch nur annähernd so in Erinnerung verankert, wie eben jener Trip alleine. Das alleine Reisen birgt Vor- und auch Nachteile. Keine Ahnung, ob es nur mir so ergeht. Aber ich nehme die Umgebung, die Menschen um mich rum und alles was so in meiner Umgebung abgeht viel intensiver auf, als wenn ich durch mitreisende Freunde abgelenkt werde. Logisch: Alleine fehlt dafür im Umkehrschluss der gute Bekannte, mit dem selben Humor und auch Unterstützung in manch mühseliger Lage.

Wie sich das alleine Reisen über einen Zeitraum von mehreren Monaten auswirkt? Ich bin gespannt, freue mich darauf, habe aber auch eine gehörige Portion Respekt davor. Der Vorteil einer längeren Reise mit nur wenig Zeit-Druck ist sicher, die Möglichkeit an einem schönen Ort länger zu verweilen. So lernt man nicht nur die Umgebung, sondern viel wichtiger, auch deren Leute besser kennen.  Damit verhindert man leicht die immer gleichen Frage-Antwort-Gespräche, welche gänzlich neue Bekanntschaften oft mit sich bringen. Denn eins ist klar: Wer alleine reist, lernt normalerweise sehr schnell Gleichgesinnte kennen. Etwas eigene Sozialkompetenz und ab und an ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht vorausgesetzt.  Für alle Unentschlossenen: In den zwei Wochen Süd-Korea, welche später ebenfalls alleine angetreten bin, war ich keine 24 Stunden am Stück komplett alleine unterwegs. Es ging eher sogar in die Richtung, dass ich mir in einigen Momenten bewusst Zeit für mich nahm.

Letztendlich fasst all das wohl die Gründe zusammen, weswegen ich mir eine solche Reise „antun“ möchte; einfacher wäre sicher zuhause dem Alltag zu frönen, ganz sicher aber auch deutlich Erlebnis ärmer.